Behandlungsbereiche Kinder

Sprachentwicklungsverzögerungen und -störungen

Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) ist die Sprachentwicklung eines Kindes nicht altersgemäß. Dabei weichen die Sprachproduktion und /oder das Verständnis in einem oder mehreren Bereichen von der Altersnorm ab. Hierbei werden , je nach Ursachen, zwischen spezifischen und sekundären Sprachentwicklungsstörungen unterschieden.

  • Spezifische Sprachentwicklungsstörungen (SSES) werden auch als primäre Sprachstörungen bezeichnet und beziehen sich auf einen verzögerten oder abweichenden Spracherwerb eines Kindes ohne sensorische, organische, mentale oder gravierende sozial-emotionale Defizite.
  • Sprachentwicklungsstörungen (SES), auch sekundäre Sprachstörungen, treten hingegen in Verbindung mit weiteren Entwicklungsstörungen wie z.B. genetischen Syndromen oder neurologischen Erkrankungen (z.B. geistigen Behinderungen)auf.

Symptome SES
Folgende Symptome können bei Sprachentwicklungsstörungen, je nach Ausprägung, sowohl einzeln als auch kombiniert auftreten:

Wenn Kinder Laute inkorrekt verwenden oder fehlerhaft aussprechen, liegt eine Artikulations- oder Aussprachestörung (Dyslalie) vor. Je nach Ausprägung werden Kinder hierdurch unzureichend bis gar nicht verstanden. Ursachen hierfür können Probleme beim Hören, eine unzureichende Mundmuskulatur, Kiefer-oder Gaumenspalten, Zahnanomalien, oder eine eingeschränkte auditive Differenzierung ähnlich klingender Laute sein.

Hierunter versteht man eine eingeschränkte Wortschatzbildung (aktiv) als auch ein unzureichendes Wortverständnis (passiv). Kinder mit einem eingeschränkten aktiven und passiven Wortschatz fehlen häufig Wörter wie Nomen, Verben und Adjektive wodurch die Kommunikation eingeschränkt ist. Zudem haben die Kinder auch Probleme Wörter in einen Zusammenhang zu bringen (z.B. Augen, Nase, Mund = Gesicht oder Banane, Apfel und Birne= Obst). Ein großer Teil der Kinder mit einer lexikalischen Störung fällt schon sehr früh durch den verspäteten Sprechbeginn auf („Late Talker“). Diese Kinder verfügen im Alter von zwei Jahren nicht über 50 produktive Wörter und können diese auch nicht miteinander kombinieren.
Ist ein Kind im Alter von fünf bis sechs Jahren noch nicht in der Lage die grundlegenden Regeln der Grammatik korrekt zu verwenden, liegt ein Dysgrammatismus vor. Ein Dysgrammatismus äußert sich beispielsweise durch einen fehlerhaften Satzbau, einem fehlerhaften Gebrauch der Verbformen oder der Verwendung falscher Artikel. Ursachen hierfür können beispielsweise durch eine mangelnde Aufnahmekapazität des Arbeitsgedächtnisses bedingt sein, die den Verlust von sprachlichen Informationen zur Folge hat, bevor diese im Langzeitgedächtnis abgespeichert werden können.
Kinder die Mehrsprachig aufwachsen erwerben neben der Muttersprache entweder simultan (gleichzeitig) oder zeitlich versetzt eine weitere Sprache. Dabei kommt es mitunter zu typischen Auffälligkeiten die jedoch von Sprachentwicklungsstörungen abzugrenzen sind. Eine Sprachentwicklungsstörung liegt nur dann vor, wenn auch in der Muttersprache logopädisch relevante Auffälligkeiten und Verzögerungen vorhanden sind. Somit ist die Untersuchung der Erstsprache äußerst wichtig. Eine Sprachförderung , wie sie in vielen Kindergärten angeboten wird, reicht für das Erlernen der deutschen Sprache in diesen Fällen nicht aus und benötigt eine abgestimmte Sprachtherapie.
Bei einer myofunktionellen Störung ist die Gesichtsmuskelbalance beeinträchtigt. D.h. es liegt eine schlaff wirkende Muskelspannung der Mund-und Gesichtsmuskulatur beim Schlucken und Sprechen vor. Dies führt zu Fehlfunktionen- und Haltungen aller beim Sprechen und Schlucken beteiligten Gesichts-und Mundmuskeln. So können z.B. eine offene Mundhaltung und Mundatmung, ein falsches Schluckmuster (Zunge stößt beim Schlucken gegen die Zähne) oder Artikulationsstörungen entstehen. Auch Zahnfehlstellungen (z.B. offener Biss) oder eine erhöhte Auffälligkeit für Infekte wie Schnupfen oder Mittelohrentzündungen können aus einer myofunktionellen Störung resultieren.
Bei einer AVWS ist die Weiterleitung und Verarbeitung von gehörten Informationen beeinträchtigt. Die Ohren sind jedoch nicht geschädigt. Zwischen Innenohr und Gehirn wird das Gehörte nicht richtig weitergeleitet. Typische AVWS-Symptome bei Kindern sind das verwechseln von ähnlichen klingenden Lauten, eingeschränktes Richtungshören, ein eingeschränktes Konzentrationsvermögen bei Umgebungsgeräuschen sowie eine eingeschränkte Merkspanne gehörter Informationen. Als Ursachen werden medizinische Faktoren wie lang anhaltende Mittelohrentzündungen im frühen Kindesalter, frühkindliche Hirnschädigungen oder Hirnreifungsverzögerungen vermutet. Auch Umwelteinflüsse wie zu wenig kommunikative Beschäftigung mit dem Kind oder erhöhter Fernsehkonsum kommen in Frage. Diese genannten möglichen Ursachen können jedoch nicht klar belegt werden.
Stottern ist eine motorisch bedingte Sprechstörung, bei der der Redefluss unterbrochen ist und beginnt meist im Alter zwischen zwei und fünf Jahren. Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen (Ka-ka-ka- Kakao), Lautverlängerungen (Mmmmmmmmarmelade) und Blockierungen. Die Sprechbewegung bleibt hierbei völlig stecken (————kartoffel). Diese Symptome bezeichnet man auch als Kernsymptome. In Kernsymptomen kommt es zum Verlust der Kontrolle über den Sprechablauf.
Wenn die Symptome erst einmal aufgetreten sind , kann das Kind mit Sprechängsten oder mit mehr Anstrengung reagieren. Dabei wird der Druck und die Stotter- Wahrscheinlichkeit noch mehr erhöht. Im Laufe der Zeit können weitere Symptome wie z.B. Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder Mitbewegungen des Körpers auftreten. Auch Ausweichtechniken wie Satzumformulierungen oder Vermeidung von auslösenden Wörtern und Gesprächspartnern können daraus resultieren. Insgesamt kann sich ein anderes Selbstbild und eine veränderte Wahrnehmung der eigenen Stärken und Schwächen entwickeln.

Behandlungsbereiche Erwachsene

eine Aphasie ist eine erworbene zentrale Sprachstörung, die durch Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird. Dabei können alle Bereiche und Modalitäten der Sprache in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt sein. Sowohl die rezeptiven (Sprachverständnis) als auch expressiven (Sprachproduktion) Fähigkeiten können betroffen sein. Somit können das Sprechen und Verstehen der Lautsprache oder auch das Lesen und Verstehen geschriebener Sprache erschwert und je nach Schweregrad der Beeinträchtigung sogar kaum noch möglich sein. Ursachen können beispielsweise Durchblutungsstörungen (Schlaganfall/vaskuläre Ursache) sowie Schädelhirntrauma, Tumore oder Entzündungen des Gehirns sein.
Eine Dysarthrie (auch Dysarthrophonie) ist eine nicht angeborene neurologisch bedingte Sprechstörung. Diese wird durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems (im Gehirn oder Rückenmark) oder der Hirnnerven verursacht und äußert sich in einer beeinträchtigten Kontrolle und Ausführung der Sprechbewegungen. Dies führt häufig zu einer Beeinträchtigung der Verständlichkeit. Die Sprechmuskulatur kann dabei schlaff, steif , unkoordiniert oder durch ungewollte Bewegungen gestört sein. Sehr häufig kommen Mischformen vor. Da eine Dysarthrie nur das Sprechen betrifft, sind das Verstehen, Lesen und Schreiben dabei nicht beeinträchtigt. Eine Dysarthrie kann häufig in Zusammenhang mit einer Sprachstörung (Aphasie) auftreten, wird jedoch grundlegend unterschiedlich behandelt.
Die Sprechapraxie ist eine Störung der Planung von Sprechbewegungen. Sie zeigt sich im Bereich von Artikulation, Sprechmelodie und rhythmus und Sprechverhalten. Der Betroffene weiß sehr genau was er sagen möchte, kann allerdings aufgrund der gestörten Handlungsplanung die motorischen Mund-und Zungenbewegungen nicht korrekt ausführen. Eine Sprechapraxie tritt fast immer in Verbindung mit einer Aphasie auf. Als Hauptursache gilt der Schlaganfall oder die Hirnblutung in der sprachdominanten Großhirnhälfte.
Als Dysphagie bezeichnet man die Unfähigkeit Speichel, Flüssigkeiten oder Nahrung zuverlässig vom Mund in den Magen zu befördern. Störungen können hierbei in der oralen, pharyngealen -oder Ösophagealen Schluckphase auftreten.
Die häufigsten Ursachen sind Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Trauma, entzündliche Erkrankungen des Nervensystems (z.B. Multiple Sklerose), degenerative Erkrankungen (z.B. Morbus Parkinson) oder Tumore im Gehirn.
Erkrankungen der peripheren Nerven mit Beteiligung der Hirnnerven und Muskelerkrankungen können ebenfalls eine Schluckstörung auslösen. Häufig kommt es auch nach Tumor-Operationen und Bestrahlung im Kopf-Hals-Bereich zu einer Dysphagie.
Schluckstörungen führen oft zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität. Mögliche Folgen sind unter anderem Mangelernährung, Dehydratation (Wassermangel), Lungenentzündungen oder die Abhängigkeit von künstlicher Ernährung.
Bei einer Fazialisparese liegt eine Funktionsstörung des 7. Hirnnervs (N.facialis) vor . Diese löst eine Lähmung der mimischen Gesichtsmuskulatur aus. Eine Fazialisparese tritt meist einseitig auf und wird zwischen einer peripheren und zentralen unterschieden. Bei einer peripheren Lähmung ist die Ursache bis heute noch nicht vollständig geklärt. Als Auslöser können beispielsweise Mittelohrentzündungen, bestimmte Virusinfekte oder Verletzungen des Nervs in Frage kommen.
Zentrale Fazialisparesen entstehen durch einen Schlaganfall, Gehirntumor oder neurologische Erkrankungen. Dabei ist nicht der Fazialisnerv selbst betroffen, sondern es werden entsprechende Nervenzellen im Großhirn geschädigt.
Bei funktionellen Stimmstörungen liegt ein muskuläres Ungleichgewicht im funktionellen Zusammenspiel der Stimmlippen vor. Hierdurch kommt es zu einem falschen Stimmgebrauch . Dieser kann zu Heiserkeit, Sprechanstrengung, Räusperzwang, Atemstörung, Fremdkörpergefühl, Engegefühl im Hals oder zu Schluckbeschwerden führen. Funktionelle Stimmstörungen können sich aus jeglichen Überlastungssituationen heraus entwickeln. Hierzu zählen vor allen Dingen Mobbing am Arbeitsplatz, zu viel Sprechbelastung , Eheprobleme oder Singbelastung.
Funktionelle Stimmstörungen können aber auch nach Erkältungen oder einer Kehlkopfentzündung entstehen. Dies passiert häufig wenn trotz Heiserkeit weiter gesprochen wird. Auch eine falsche Sprechtechnik führt zu starker Stimmbelastung.